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Dienstag, 18. Mai 2010

Ronnie James Dio - der Erfinder der Pommesgabel ist tot

... und danach das Gericht



Nun steht er vor seinem Schöpfer! Und? ... erwartet sein Gericht!

Los Angeles. Die Musikwelt hat eine ihrer schillernsten und einflussreichsten Figuren verloren. Ronnie James Dio, der bei Bands wie Rainbow, Black Sabbath und zuletzt Heaven and Hell am Mikro stand, ist gestorben. Er wurde 67 Jahre alt.
Bis zuletzt hoffte Ronnie James Dio, seine Magenkrebs-Erkrankung besiegen zu können. Die Konzerte, die Ende vergangenen Jahres abgesagt werden mussten, wollte er so schnell wie möglich, am besten noch in diesem Sommer, nachholen. „Ich werde den Drachen besiegen“, ließ sich Ronnie aus dem Krankenbett zitieren. Der Drache – das ist das Wesen, das sich wie ein roter Faden durch das musikalische Leben von Ronnie James Dio gezogen hat. Ein mystisches Symbol, das sich in nahezu allen seinen Texten wiederfindet. Der Drache als Symbol für die alltäglichen Kämpfe im Leben, seien es nun psychische, gesellschaftliche – oder eben gesundheitliche Probleme.

Den Kampf gegen den Drachen verloren

Dio hat den Kampf gegen den Drachen verloren. Dabei schien er zunächst auf der Gewinnerseite zu stehen. Der Magenkrebs wurde in einem recht frühen Stadium erkannt, sagte Ronnies Frau Wendy Ende November 2009. Die umgehend angesetzte Chemotherapie schien anzuschlagen, dem Künstler ging es besser. Er arbeite bereits an einer neuen CD von Heaven and Hell sowie an einer DVD, sagte er vor wenigen Wochen.
  Ronnie James Dio beim Jazz-Festival in Montreux. Foto: ap Foto: AP
Umso überraschender traf die Musikszene am Sonntag die schlimme Nachricht. „Ronnie verschied am 16. Mail um 7.45 Uhr“, schreibt seine Frau auf Dios Webseite. „Viele Freunde und Familienangehörige hatten die Möglichkeit, sich von ihm zu verabschieden, bevor er friedlich starb.“
Zu den Freunden gehören zahllose musikalische Weggefährten von Ronnie James Dio, sozusagen das Who is who der Rockszene. Welche Rolle Dio im eng gewobenen Geflecht der Rockmusik gespielt hat, zeigen die zahllosen Fäden, die bei ihm zusammenlaufen.
Anfang der 70er Jahre wurden Mitglieder der Band Deep Purple auf Dio aufmerksam, der gebürtig Ronald James Padavona hieß. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Sänger, der sich den Künstlernamen Dio (übersetzt: Gott) gegeben hatte, schon mehr als zehn Jahre Musik gemacht – schon mit 15 Jahren spielte er in seiner ersten Band. Als Deep Purple auf den klein gewachsenen Mann mit der umso charakteristischen Stimme aufmerksam wurden, sang er bei der Formation „Elf“. Ian Paice und Roger Glover von Deep Purple übernahmen die Produktion eines Albums. Den internationalen Durchbruch erreichte Dio allerdings später, mit der Band Rainbow. An der Gitarre spielte kein geringerer als Deep-Purple-Chefdenker Ritchie Blackmoore.
Es war irgendwann in dieser Zeit, als Ronnie James Dio eine Hand-Geste erfunden haben soll, die rund um den Globus zu einem unverzichtbaren Element bei Freunden harter Klänge werden sollte: Den Metal-Gruß. Die nach oben gestreckte Faust mit dem abgespreizten Zeige- und kleinen Finger. Hierzulande gerne auch „Pommesgabel“ genannt.

Das letzte Projekt war die Formation „Heaven and Hell“

Die nächste Querverbindung zu den Größen der Musikwelt ist der Einstieg von Ronnie James Dio bei den Düstermetallern von Black Sabbath. Sänger Ozzy Osbourne war 1979 ausgestiegen, ans Mikro trat Ronnie James Dio. Drei Jahre dauerte die Zusammenarbeit. Seinen eigenen musikalischen Weg trat der charismatische Sänger anschließend mit der nach ihm benannten Band an. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Sänger in weiten Kreisen einen Namen gemacht – und konnte so 1985 ohne Probleme eine Vielzahl prominenter Rock-Musiker für ein soziales Projekt gewinnen: Bei „Hear ´n Aid“, ganz nach dem Muster von „Band Aid“ aufgebaut, beteiligten sich 40 Künstler von Gruppen wie Iron Maiden, Judas Priest oder Blue Öyster Cult. Die Erlöse des Projektes wurden für die Hungerhilfe gespendet. Rund eine Millionen Dollar sollen so zusammengekommen sein.
Das letzte Projekt von Ronnie James Dio war die Formation „Heaven and Hell“, benannt nach dem ersten Black-Sabbath-Album, an dem Dio als Sänger mitwirkte. Es ist ein obligatorischer Verweis auf die Band. Schließlich ist Heaven and Hell eine konsequente Fortsetzung der Black-Sabbath-Aera mit Dio – in der Gruppe spielten die Sabbath-Mitglieder Tony Iommi (Gitarre) und Geezer Butler (Bass).
Im April erschien der aktuelle Album der Band, „The Devil you know“. Und sie fuhr damit beachtliche Erfolge ein. Erfolge, die Dio, der sein ganzes Leben der Musik gewidmet hatte, mit einer neuen Platte fortsetzen wollte. Mit neuen Stücken, die zum Teil schon geschrieben sind. Stücke, in denen wieder die Mystik und vermutlich auch der Drache eine Rollen spielen.
Doch der große, reale Drache hat letztlich gewonnen – und damit der Rock-Welt einen unverwechselbaren, unersetzlichen Protagonisten entrissen.
Die Bewohner dieser Rock-Welt erheben die Faust, spreizen die Finger und richten einen letzten Metal-Gruß an den großen, kleinen Mann, der der Musikwelt so viel hinterlassen hat.
Rock on, Dio.

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