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Mittwoch, 13. Oktober 2010

AFP: Ausländerfeindlichkeit seit 2008 offenbar deutlich gewachsen

Ausländerfeindlichkeit seit 2008 offenbar deutlich gewachsen

Berlin — In den Jahren der Wirtschaftskrise ist die Zustimmung zu ausländerfeindlichen und antidemokratischen Einstellungen bundesweit stark gestiegen. Dies geht aus einer neuen Rechtsextremismus-Studie hervor, die die Friedrich-Ebert-Stiftung vorstellte. Demnach stimmen mehr als 30 Prozent der Deutschen Aussagen zu wie "Ausländer kommen, um den Sozialstaat auszunutzen" oder durch die "vielen Ausländer" werde Deutschland "in einem gefährlichen Maß überfremdet". Zugleich wünscht sich jeder vierte Deutsche eine "starke Partei", die die "Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert".

Die Leipziger Forscher Elmar Brähler und Oliver Decker sprachen bei der Präsentation der Repräsentativbefragung von einer "signifikanten Zunahme antidemokratischer und rassistischer Einstellungen" in diesem Jahr. "Wir erleben eine dramatische Trendwende", warnen die Autoren der Studie "Die Mitte in der Krise", in der die Entwicklung rechtsextremer Einstellungen seit 2002 untersucht wird. Dabei schließt die aktuelle Untersuchung mit 2411 Befragten im Alter von 14 bis 90 Jahren an frühere Studien der SPD-nahen Ebert-Stiftung von 2006 und 2008 an.

Nach einem leichten Rückgang der Zustimmungswerte für rechtsextreme Positionen bis 2008 verzeichnet die aktuelle Umfrage erstmals wieder eine deutliche Zunahme besonders der chauvinistischen und fremdenfeindlichen Einstellungen. So findet die Forderung, Deutschland die "Macht und Geltung" zu verschaffen, "die ihm zusteht", Zustimmung bei mehr als jedem vierten Befragten. Für ein "hartes und energisches Durchsetzen deutscher Interessen gegenüber dem Ausland" ist jeder Dritte, und "Mut zu einem starken Nationalgefühl" wünschen sich fast 40 Prozent. Gut 20 Prozent stimmten diesen Aussagen insgesamt zu - 2008 taten dies noch knapp 15 Prozent.

Auch Islamfeindlichkeit ist der Studie zufolge in Deutschland weit verbreitet: So stimmen gut 55 Prozent der Aussage zu "Ich kann es gut verstehen, dass manchen Leuten Araber unangenehm sind". Die Aussage "Für Muslime in Deutschland sollte die Religionsausübung erheblich eingeschränkt werden" befürworteten 58,4 Prozent, in Ostdeutschland sogar 75,7 Prozent.

Dabei stoßen den Autoren zufolge rechtsextreme Aussagen bei älteren Menschen wesentlich häufiger auf Zustimmung als bei jungen. Auch Bildung spiele eine wichtige Rolle: Je niedriger das Bildungsniveau, desto höher sei die rechtsextreme Einstellung.

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