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Freitag, 10. September 2010

24 Priestern wird Kindesmissbrauch vorgeworfen

... unsere amen Kinder!!!
Seit sechs Jahrzehnten sollen Kinder und Jugendliche von Priestern sexuell missbraucht worden sein. Viel mehr als bisher angenommen.
24 Priester sollen sich im Bistum Aachen in den letzten 65 Jahren an Kindern und Jugendlichen vergangen haben. Bis zu der Aufklärungsoffensive der Kirche waren nur acht strafrechtlich relevante Fälle bekannt, wie das Bistum mitteilte.
Von den 24 Priestern leben noch acht. Diese vorläufige Bilanz teilte Bischof Heinrich Mussinghoff den Pfarren seines Bistums in einem Brief mit. Darin bittet er die Opfer und die Familien um Entschuldigung, "für das Leid und den Schaden“, die durch den sexuellen Missbrauch entstanden seien.

Meisner: Barmherzigkeit muss für alle gelten

Der Missbrauchsskandal habe dem Ansehen der Kirche geschadet, sagte der Kölner Kardinal Joachim Meisner am Rande eines Medienempfangs in Köln. Das Erzbistum Köln habe alle ihm vorliegenden Verdachtsfälle aufgearbeitet. "Gott sei Dank haben wir aktuell nichts mehr“, sagte Meisner.
Im Erzbistum Köln gebe es vier Fälle, in denen die Opfer noch lebten, mit praktisch allen habe er persönlich und ausführlich gesprochen. "Und es gibt noch einen Täter, einen Priester, der alles zugegeben hat und bei dem ich nicht weiß, was ich mit ihm anfangen soll“, sagte Meisner. Ihn in einer Gemeinde arbeiten zu lassen, sei undenkbar, aber: "Ich kann ihn doch nicht in den Rhein werfen.“ Barmherzigkeit müsse für alle gelten, auch wenn das manchmal schwerfalle.
 
Die katholischen Bischöfe stellen heute ihre überarbeiteten Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche vor. Seit Mitte Januar erschüttert der Missbrauchsskandal die katholische Kirche in Deutschland. WELT ONLINE nennt wichtige Stationen der Entwicklung aus den vergangenen Monaten:
Im Bistum Aachen wurden zwischen 1945 und 2010 sieben beschuldigte Priester strafrechtlich verurteilt. In einem besonders schweren Fall sei ein Priester, der in den 90er-Jahren mehrere Jungen im Bereich Krefeld missbraucht habe, zu vier Jahren Haft verurteilt worden, sagte Bistumssprecher Franz Kretschmann.
Ein strafrechtliches Verfahren sei noch nicht abgeschlossen. Dabei handelt es sich um einen in Südafrika lebenden deutschen Priester, der Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft Krefeld erstattet hatte. Der Mann ist auch in Südafrika wegen Missbrauchs angeklagt, den er aber bestreitet. 15 angezeigte Missbrauchsbeschuldigungen waren verjährt. Die Beschuldigungen gegen drei der 24 Priester beträfen Taten in den 90er-Jahren bis 2010.
Bischof Mussinghoff habe diese Priester ihrer Ämter enthoben und suspendiert. In einem besonders schweren Fall habe das kirchenrechtliche Verfahren zur Entlassung aus dem Klerikerstand geführt. Er empfinde Mitleid mit den Opfern, stellte Mussinghoff fest.

Den Opfern Gehör verschaffen

So weit es in seinen Möglichkeiten stehe, werde er dazu beitragen, verlorenes Vertrauen und Glaubwürdigkeit wiederherzustellen. „Dazu gehört, den Opfern Gehör zu verschaffen und ihnen Hilfen zur Verarbeitung des Erlebten und Erlittenen anzubieten“, schrieb der Bischof in dem Brief, der am Wochenende in allen Gottesdiensten verlesen wird.
Mit dieser Bilanz stellt das Bistum seine Arbeit aber nicht ein. „Wir müssen sehen, was auf uns zukommt“, sagte Kretschmann. Möglicherweise meldeten sich ja nach der Veröffentlichung weitere Opfer.
Auch der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hält den Missbrauchsskandal für „längst nicht erledigt“. „Die unschuldigen Opfer haben das Recht, dass sie zu Wort kommen. Unterstützen wir sie dabei“, schreibt Jaschke in einem Beitrag für das „Hamburger Abendblatt“. Die neuen Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz gegen sexuellen Missbrauch ermöglichten jetzt ein „klares, wirksames Handeln“.
Der Weihbischof räumte ein, dass die Kirche in der Vergangenheit vor allem auf ihren Ruf geachtet habe. „Die Opfer wurden mundtot gemacht und so doppelt geschändet“, sagte er. Die evangelische Hamburger Bischöfin Maria Jepsen habe mit ihrem Rücktritt jedoch „ein starkes Zeichen gesetzt, für eine Kirche, die glaubwürdig sein muss, die die Opfer nicht beschämt“.
Jepsen trat im Juli wegen des Vorwurfs zurück, nach einem Missbrauchsskandal in einer Kirchengemeinde nicht die nötigen Konsequenzen gezogen zu haben. Der Zölibat ist dabei nach Jaschkes Worten „nicht die Ursache der Schandtaten“. Zwar könnten sexuell gestörte Personen auch in ihn flüchten. Aber ein glaubwürdig gelebter Zölibat könne andere Kräfte freisetzen.

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